Sein Revier ist die Naturregion Sieg – Felix Knopp kümmert sich als Wegemanager um rund 500 Kilometer Wanderwege. Wir haben ihn getroffen und mit ihm über seine Tätigkeit, besondere Erlebnisse, Auszeiten und seinen Werdegang gesprochen.
Felix, Du bist der Wegemanager der Naturregion Sieg. Was genau macht ein Wegemanager, kurz zusammengefasst?
Die Tätigkeiten eines Wegemanagers sind ziemlich vielfältig, vom Scouting neuer Strecken und der Prüfung auf Machbarkeit und Potential über die Planung und Umsetzung bis hin zur Pflege und Instandhaltung des gesamten Wanderwegenetzes. Dabei helfen mir die rund 40 ehrenamtlichen Wegepatinnen und Paten. Unser Anspruch ist, dass jeder Weg möglichst „unverlaufbar“ ist. Ein großes Thema ist auch die Verkehrssicherungspflicht, also die Pflicht zur Abwehr von Gefahrenquellen, verstärkt bei allem, was waldfremd ist, z.B. bei Rastmöglichkeiten, Wegweisern und Infotafeln. Und die Abstimmung und Kommunikation mit sämtlichen Akteur*innen, d.h. Jagd, Land- und Forstwirtschaft, Regionalforstamt, Bauhöfe, Bürgervereine, Privatleute und natürlich die Wandernden.
Wolltest du schon immer Wegemanager werden und wie kommt man zu so einer Tätigkeit?
Von Hause aus bin ich Geograph und seitjeher interessiert am Thema Klima bzw. Klimaerwärmung. So habe ich unter anderem in den Rocky Mountains gearbeitet und Messungen im Permafrost vorgenommen. Gleichzeitig hatte ich schon immer eine Affinität zu Outdoor-Sportarten, seien es Kajak, Rennrad, Klettern oder Laufen. Und ich habe meine heimische Landschaft im Rhein-Sieg-Kreis schätzen und lieben gelernt, die auf relativ kleiner Fläche viele unterschiedliche Landschaftstypen bietet, also quasi zurück zu den Wurzeln. Der Mix aus Kulturlandschaft und Naturlandschaft ist hier schon etwas ganz Besonderes. Da passte es sehr gut, als ich gefragt wurde, ob ich Interesse hätte, den Natursteig Sieg als Wegemanager mit zu entwickeln.
Du bist berufsbedingt bei Wind und Wetter draußen und somit am Puls der Natur. Was waren für Dich die beeindruckendsten Erlebnisse?
Das fällt mir schwer, hier etwas hervorzuheben. Ich bin jeden Tag draußen, es riecht jeden Tag anders, sieht jeden Tag anders aus und jeder Tag hat seinen eigenen Zauber. Sicherlich gibt es einige eindrucksvolle Erlebnisse, wenn man jeden Tag in der Natur ist – so bin ich mal einer Rotwild-Herde begegnet, rund 40 Tiere dürften es gewesen sein. Oder ich stand Auge in Auge mit einer Rotte Wildschweine. Auch wie ein Schwarzspecht Löcher schlägt und seine Jungen füttert, ist absolut beeindruckend. Im Endeffekt hat aber trotzdem jeder einzelne Tag etwas Besonderes an sich.
Gab es auch nicht so schöne Erlebnisse?
Sicher, auch das gab es. Persönlich musste ich einige Unfälle verkraften. Nachdem ich einen Steilhang hinuntergefallen war, konnte ich mein Bein ein dreiviertel Jahr lang nicht bewegen und musste das Gehen wieder von Grund auf lernen. Auch in der Natur gibt es unschöne Entwicklungen. Der Borkenkäfer-Befall ist ja allgemein bekannt. Aber das ist leider bei weitem nicht alles, wie ich lernen und erfahren musste. Die noch recht unbekannte Buchenkomplexkrankheit zerstört viele Bäume. Auch das Eschentriebsterben ist eine ernstzunehmende Krankheit, diese hat Auswirkungen bis auf die Wurzel. Und im Anmarsch ist der Eichenprachtkäfer, der die Bäume von innen zerstört. Leider zeigt sich auch daran sehr deutlich, dass der Klimawandel bei uns angekommen ist. Diese Entwicklungen bedeuten für meine Tätigkeit als Wegemanager auch, dass Lösungen entwickelt werden müssen, wie die Strecken trotzdem sicher bewandert werden können.
Der von Dir betreute Auenlandweg wurde 2023 zu Deutschlands zweitschönstem Wanderweg gewählt. Erzähl uns etwas über den Weg.
Die Landschaft mit ihren Wäldern und Wiesen rund um den kleinen Ort Blickhausen erinnert an das Auenland, die Heimat der Hobbits aus „Der Herr der Ringe“. Der Auenlandweg hat eine Länge von rund drei Kilometer, unterwegs trifft man auf Zauberer, Zwerge und Baummenschen. Er ist als Rundwanderweg angelegt und mit einer Gehzeit von ca. einer Stunde auch gut für Familien mit Kindern geeignet. Trotzdem sind auf den schmalen Wegen festes Schuhwerk und zweckmäßige Kleidung wichtig.
Und zu guter Letzt: Was sind Deine persönlichen Lieblingsorte im Umkreis der Rheinstädte für die Auszeit zwischendurch?
Es sind weniger die speziellen Orte, die mir Kraft und Energie spenden. Rausgehen und sich selbst spüren, einen Sonnenaufgang erleben, Freude empfinden über Bäume, die nachkommen, sich an der Artenvielfalt erfreuen – das alles sind meine wirklichen persönlichen Highlights.
FELIX KNOPP
Geboren ist Felix Knopp 1972 in Siegburg. Nach seinem Abitur im Jahr 1991 und dem anschließenden Diplomstudiengang Geographie mit einem Praxissemester am Institute of Arctic and Alpine Research (INSTAAR) in den Rocky Mountains arbeitete er u.a. an der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis, bis er dann 2009 zum Rhein-Sieg-Kreis wechselte und dort Wegemanager wurde. Felix Knopp ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in der Gemeinde Much im Rhein-Sieg-Kreis
Das Interview ist erschienen in unserem Magazin Auszeit-Momente 2024